Masematte ist  immaterielles Kulturerbe?

Münster, den 12.4.2024

 

 

 

Liebe Freundinnen und Freunde der Masematte,

 

 

 

die Spatzen pfeifen es von den Dächern: ein großer Erfolg für Herrn Siewert: die Masematte sei Immaterielles Kulturerbe.

 

Was ein Mensch für sich als Erfolg verbuchen darf, ist bekanntlich relativ, so viel zum ersten Teil des Spatzengesangs, der zweite Teil ist schlichtweg falsch.

 

Das kann ich behaupten, weil ich, wie viele von euch wissen, die Masematte im Jahr 2021 als Immaterielles Kulturerbe anerkennen lassen wollte und das Procedere deswegen sehr genau kenne. Das ist übrigens auch für jeden Journalisten wie auch jeden und jede im Allgemeinen sehr einfach nachlesbar unter:

 

https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe

 

Den Erfolg, den Herr Siewert zu verbuchen hat ist genaugenommen, dass es die Rotwelsch-Dialekte aus NRW auf eine Liste der Kulturformen geschafft haben, die das Land NRW  - wie alle anderen Bundesländer ihre Listen auch - der Kultusministerkonferenz des Bundes vorlegen wird. Die Kultusministerkonferenz enscheidet dann, welche Kulturform Immaterielles Kulturerbe wird.

 

Die Liste ist hier einsehbar:

 

 

 

https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kulturerbe-deutschland/verzeichnis-ike

 

 

 

So schön es auch wäre, dort steht die Masematte nicht!!!

 

 

 

Mein Antrag wurde im April 2022 vom Bildungsministerium des Landes NRW abgelehnt, weil sich, so die Begründung, die Stadtgesellschaft Münsters noch nicht ausreichend kritisch mit dem Thema auseinandergesetzt hätte. Wenn sich das ändere, könnte ich in zwei Jahren, also 2023 den Antrag erneut stellen. Ich fand das nachvollziehbar und ermutigend.

 

Im letzten Jahr im Mai erhielt ich eine Mail und einen Anruf von dem Institut der Uni Paderborn, das sich mit dem Kulturerbe wissenschaftlich auseinandersetzt und die Antragsteller:innen des Landes NRW dabei unterstützt, ihren Antrag zu stellen.

 

Ich wurde gebeten, keinen erneuten Antrag zu stellen, damit für einen neuen Antrag von Herrn Siewert der Weg frei wäre. Zwei Anträge mit dem gleichen Inhalt würden sich gegenseitig ausschließen. Herr Siewert wolle, alle Rotwelsch-Dialekte in NRW (u.A. das Manische aus Gießen, die Buttjer Sprache aus Minden und einige mehr)  anerkennen lassen, was erfolgversprechend sei.

 

Solchen großdenkenden Ambitionen wollte ich mich nicht in den Weg stellen und zu einer kritischen Auseinandersetzung der Stadtgesellschaft mit dem Kulturgut Masematte hat auch meiner Meinung nach noch nicht in ausreichender Form stattgefunden. Also sah ich davon ab, meinen Antrag erneut zu stellen.

 

Mein Antrag damals 2021 hatte den Hintergrund, dass ich, was mein Anliegen bis heute ist, die Masematte zu einem lebendigen Sprachdenkmal machen möchte, um sie vor Missbrauch, Kommerzialisierung und Vereinnahmungen zu schützen.

 

Ich erinnere daran, dass es ein Herr Siewert war, der für viele Jahre dafür gesorgt hat, dass das Tackopedia Wörterbuch (www.tackopedia.de) nicht online gehen durfte.

 

Heute ist es Gott sei Dank endlich online und sorgt für einen freien Zugang für alle zu dem Sprachgut.

 

 

 

Und nun erfahre ich durch die Presse, dass Masematte Immaterielles Kulturerbe sei. Es wird einfach so behauptet, obwohl jeder und jede, die sich ein bisschen damit auskennt, weiß, dass das schlichtweg falsch ist.

 

 

 

Wen kümmert es, dass die Rotwelsch-Dialekte, zu denen die Masematte zweifellos gehört, jetzt auf einer Liste stehen?

 

Was bringt es, wenn des nicht dazu dient die Masematte zu schützen und die ursprünglichen Sprecher:innen, die mit dem Holocaust umgekommen sind, zu würdigen und ihr Schicksal mitzudenken, wenn wir Masematte „labern“?

 

 

 

Mir hat der neue Hype auf jeden Fall ein paar neue Aufträge und Buchungen eingebracht, und ich werde dort meine Chance nutzen,  einen kritischen Umgang mit dem Kulturgut Masematte zu vermitteln, um ein neues Bewusstsein in Münsters Stadtgesellschaft zu erreichen.

 

Eine Sisyphusarbeit für eine einzelne Person, aber ich lasse mich nicht entmutigen, denn ich habe schon so viel erreicht.

 

 

 

Euch allen möchte ich sagen, dass es gerade bei der Subkultur Masematte, die im Verborgenen lebte und sich in Grauzonen bewegte, immer um die Menschen geht, die sie gesprochen haben oder derzeit sprechen. Ihnen gehört die Masematte, denn es ist ihre Identität, die sie damit zum Ausdruck bringen können.

 

 

 

 

 

Eine gute Zeit euch allen

 

und herzliche Grüße aus der Wolbecker Straße,

 

 

 

Marion Lohoff-Börger

 

 

 

P.S. Wer mehr wissen möchte, lese meine Sonntags-Kolumnen in der rums.

 

 

 

 

 



Marion Lohoff-Börger,

freie Autorin, Masematte Expertin, Dozentin, Texterin, Kulturmittlerin 

steckt hinter der schreibmaschinenlyrik.

Für alle Kund:innen, Anfragen und Besuche in meinem schönen Atelier

(Lesungen, Workshops, Bücherkauf, Schreibaufträge ...)

bitte melden unter 0251 37980291 oder marion@lohoff-boerger.de

 

Wolbecker Straße 105 

48155 Münster

 

 


öffnungszeiten:

Das Atelier ist kein Laden mit festen Öffnungszeiten. Ich bin fast jeden Tag da und wer auf keinen Fall umsonst kommen will rufe mich einfach an. Falls ich nicht da bin, vereinbaren wir deinen Wunschtermin.





Büchermarkt in Billerbeck am 30.4.2023. Es war herrlich ... nicht nur das Wetter!



das war 2022 ...

alter falter

Kinder und Senioren unterwegs in Sachen Masematte


masematte und holocaust

Zum Holocaustgedenktag 2023: Vortrag und Schreibmaschinenworkshop für Schüler:innen der Mathilde von Anneke Gesamtschule


wir sind - wir bleiben

wir sind - wir bleiben

Das Internationales Lyrikprojekt im Rathausinnenhof!

Buchübergabe an den Oberbürgermeister Lewe am 30.9.20!



Drei Bücher in zwei Jahren im agenda Verlag erschienen!



Lyrik

Ich schreibe Alltagslyrik, die die Menschen berührt und bewegt. Aus dem Alltag, für den Alltag.



Masematte

Ich beschäftige mich mit Münsters alter untergegangener Geheimsprache. Ich schreibe auf und über Masematte, mache Lesungen für Kinder und Erwachsene.



Schreibmaschine

Ich schreibe meine Lyrik auf alten Schreibmaschinen. Inzwischen habe ich eine Sammlung von 23 alten Maschinen und es werden immer mehr.



die Schreibmaschinenlyrik war in der Lokalzeit zu Gast:

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=518069075302494&id=100012982187243